Zwergenwahnsinn

Die Finsternis dieser dumpfen Erde bläst auch noch die letzten Lichter aus. Dieser Mensch. Er will in die Sonne, bis er verbrennt. Er hält es bei sich nicht aus. Er ist ganz und gar entmenschlicht. Und masst sich an, den Begriff Menschlichkeit im Sinne einer Humanität zu gebrauchen, zu der er doch nicht fähig ist.

Ein Tier ist der Mensch. Doch wenn es nur das wäre. Nein, er ist das schlimmste Tier unter den Tieren. Er ist eine tumbe Fratze, die denken kann. Kein Tier ist der Mensch. Denn das Tier hat eine Natur. Der Mensch aber hat keine Natur mehr in sich. Fremd ist er sich und entartet und wagt es noch, seinen Unsinn kultiviert zu nennen. Ein Dummkopf ist der ganze Mensch. Man sollte ihm die Sprache verbieten, denn er nutzt sie wie ein Kleinkind.

Er täte besser daran, alle Veranstaltungen, ein für allemal abzusagen. Er sollte sich mit seinem Sterben vertraut machen. Und schon wäre er ein Stück weniger tot. Aber dazu hat er keine Zeit. Denn er denkt, er habe alle Zeit. Wie sehr er sich doch täuscht. Wie sehr er sich täuscht – und zwar in sich.

Wenn er sich doch nur über sich selbst hinaus täuschen würde, doch er täuscht sich unter sich und in sich hinein. Er bemerkt nicht, wie sehr er sich in sich täuscht und hält es für Wahrheit. Und siehe da: Seine Kümmerlichkeit ist seine ganze Wahrheit.

Er sieht den Schwalben beim Fliegen zu und schämt sich nicht. Immerzu hält er sich für den letzten Schrei. Stattdessen sollte er sich über sich selbst entsetzen und schreien. Doch der Nabel der Welt hat nur einen Spiegel. Er ist ganz geblendet in seiner leuchtenden Finsternis. Er sollte dem falschen Schein ein Ende setzen. Doch er versteht nicht.

Und lebt weiter, ohne sich dazu entschlossen zu haben. Zum Leben aber muss man sich entscheiden. Oder aber sterben. Denn alles Leben, das sich nicht zum Leben entschliesst, ist kein Leben. Ist nur in der Zeit und dumpfer Wahnsinn, der nichts von sich weiss. Und überall ist nur dumpfer Wahnsinn. Und der Wahnsinn im Wahnsinn ist, dass er für sich selbst taub und blind ist. Der Mensch hält sich für gross in seinem Wahnsinn. Aller Wahnsinn hält sich für übergross.
Ein Stecknadelkopf ist’s doch nur, der sich in seinem Heuhafen zur Herrlichkeit aufbläst. Und glaubt: Das ist das Leben. Und glaubt an sich sich in seiner Grösse.

Glauben aber heisst, sich in seinem Kleinsein zu sehen, um von dort über sich und den Glauben hinaus zu wachsen. So aber ist’s nur ein tumber Zwergenwahnsinn, der sich das Gewand eines Riesen anzieht. Eine Fratze ist’s. Ein Unding. Und nur weil es atment, heisst das noch lange nicht, dass es auch lebt. Es heisst nur, dass es atmet.

Das aber ist nichts als die Grundvoraussetzung, um am Spiel teizunehmen. Er aber denkt, schon weil er atmet, hat er das Spiel erfunden. Einen Dreck hat er. Und ich sage: Lasst ihn untergehen – und die Spiele mögen beginnen.
Denn untergehen muss der ganze Mensch, damit ein Mensch geboren werden kann. Sterben muss der ganze Mensch. Und zwar ganz. Das ist’s. Das ist das Leben. Es ist das Leben nach dem Tode. Hinrichten soll er sich und ausrufen: Willkommen im Leben.

Er muss sich selbst zum Narren halten. Denn das ist seine ganze Rettung: Dass er ein Narr ist. Er zuckt – seine Schelle klingt. Und schon glaubt er an seine Auferstehung. Seine Narrheit rettet ihn über sich selbst. Und schleppt ihn weiter. Ein närrischer Leib ist’s nur. Er aber glaubt, Gott in einem Spiegel zu sehen. Ein Narrenspiegel ist’s Und Narren sind’s nur, die so durch das Land ziehen. Narren sind’s, die sich für Menschen halten. Nur Narren sind’s – immerhin. Nichts weiter.

Have a great day…and a good life!

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