Eine höchst vergängliche Veranstaltung

Ach was. Manchmal will man auf alle Gedankenakrobatik pfeifen, die Welt vergessen, ans Meer fahren und in bester Teenagermanier vollkommen vollkommene Dinge tun, die den Geist der Freiheit und des Ungezwungenen atmen, die keine Fragen stellen und nichts Wichtiges wissen wollen, die die Welt am Allerwertesten mal zum Besten haben kann und sonst gar nichts. Manchmal muss man die Zeit und das eigene Leben auch mal wieder disruptiv desorganisieren, auch mal eine Rechnung verbrennen, Grappa nicht einfach als Alkohol abtun und sich auf eine Odyssee zur Auffindung des besten Rotweins aller Zeiten begeben, einen Schlafsack am Strand in Erwägung ziehen, irgendwo ein Feuer entfachen, den Tod in die Tonne treten und jeden Atemzug wie eine Offenbarung feiern.

Der Fragilität allen Seins setzt man ein ganz vergängliches Fest entgegen. Oder noch besser: Ein Fescht. Denn es ist eine Offenbarung und ein Todesurteil für jeden Beamtenstatus, der irgendwo geordnet auf einer Stange sitzt, dass das Leben an sich in letzter Konsequenz eine höchst vergängliche und närrische Veranstaltung ist. Nichts ist wichtig genug für die Ewigkeit, nichts und niemand richtet sich für immer ein. Keiner weiss irgendwas, aber jeder bildet sich hübsch ein, etwas zu wissen. Aber ach, es ist ganz unwesentlich, es hat so gar keinen Rückenwind, der nicht auch irgendwann aufhört und sich entspannt einstellt.

So wie die Wolken ziehen und die Lichter wechseln, wie die Jahreszeiten mit unseren Launen Russisches Roulette in bunten Farben spielen, so wird das Lachen vom Weinen eingeholt, ist mal der Frohsinn ganz vorne, wird vielleicht aber gerade zum Mittag vom Ernst überholt, der dann aber von der Müdigkeit übermannt wird und sich schliesslich in einem schönen Traum erholt, um am Abend bei einem guten Brunello ganz die Welt zu vergessen, um den Rest des Tages mit Nebensächlichkeiten völlig ausgelastet Sinnlosigkeiten zu parlieren, die kein Mensch braucht, die aber zum Zeitvertreib bei einem Entrecote medium und doch knallhart alles leisten, was so ein gut gemischter Sommerabend braucht. Und wenn es nicht schon Abend wäre, so bräuchte man eigentlich auch kein Morgen mehr.

So ist die ganze Welt gestrickt und gehekelt. Es ist ein grosses Theater, um das wir ein grosses Theater machen. Und bei aller Vernunft ist doch das ganz Merkwürdige daran: Wenn die Narren aussterben, dann ist es ganz vorbei, wenn die Lieben und Purzelbäume aufhören, dann dreht sich gar nichts mehr, wenn die Buratini nicht mehr tanzen wollen, dann gehen die Lichter aus, dann fällt uns der Himmel auf den Kopf. Beim Teutates, das wollen wir uns aber wirklich nicht vorstellen. Noch ist es hell genug, noch liegt Narretei für eine Ewigkeit in der Luft und atmet die Welt den Geist eines kleinen Wahnsinns und versprüht den Duft eines verzauberten Tanzes, der die Gemüter mit seinen bunten Farben und Phantasien bestäubt.

Die Lebendigkeit hat ihre ganz eigenen Wege, sie hat ihren ganz eigenen Schritt und Tritt, sie findet Dich, wenn Du gerade am wenigsten an sie denkst, sie will nichts Bedeutsames wissen und nichts Schweres denken und lenken. Sie will nichts fassen und halten, nichts planen und nichts gestalten, was nicht von der nächsten Welle wieder abgeholt wird. Sie will so gar nichts, ausser einem belanglosen Fühlen, ausser jenseits des allseits Vernünftigen im schönsten Sonnenlicht zu einem netten Geplänkel einen Kaffee an den Strand zu stellen. Jedem, der vorbei kommt, gibt sie einen lächelnden Arschtritt, kommt aber auch im Liegestuhl bei einer sanften Brise gut mich sich selbst aus. Sie malt ein “Alles ist gut” in den Himmel, während sie bei einem Cocktail mit Ananas die ganze Welt auf einem Luxuskreuzer beim schönsten Sonnenuntergang am Horizont zur Hölle fahren lässt und mit ihren Füssen im Sand spielt. Sie hat keine Zeit gepachtet, hat nichts erfunden und gefunden, hat so gar keinen Anspruch und verliert sich in der seltenen Selbstgenügsamkeit des wahllos Spielerischen. Es soll so gar nichts, es hat so gar nichts zu bedeuten. Es ist vollkommen überflüssig und gebiert den schönsten Überfluss. Da ist etwas für einen Augenblick aus der Zeit gefallen und wird aufgefangen und gehalten. Wer weiss wovon? Und wer will das schon wissen…

Have a great day…and a good life!

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